Samstag, 27. September 2014

Interview mit Sebastian Fitzek

Hallo ihr Lieben!
Ich bat Sebastian Fitzek um ein Interview und er hat es mir tatsächlich gegeben :)

Sebastian Fitzek

Der erfolgreiche Thriller-Autor Sebastian Fitzek wurde 1971 in Berlin geboren. Bis heute lebt er in der Hauptstadt, die auch Heimatort der meisten seiner Erzählungen ist.
Seit 2006 schreibt Sebastian Fitzek Psychothriller, die allesamt zu Bestsellern wurden.
Die Bücher von Fitzek werden in 24 Sprachen übersetzt. Als einer der wenigen deutschen Thrillerautoren erscheint Sebastian Fitzek auch in den USA und England, der Heimat des Spannungsromans. 

Facebook:
https://www.facebook.com/sebastianfitzek.de

Homepage: 
http://www.sebastianfitzek.de/


Quelle: http://www.sebastianfitzek.de/presse 

Das Interview:

Hauptberuflicher Autor – oder gibt es noch einen „Brotjob“?
Ich darf das große Privileg genießen, von meinen Büchern leben zu können, aber man lässt mich hin und wieder noch als Berater in den Radiosender 104.6 RTL, wo ich noch einen eigenen Schreibtisch besitze. Die Arbeit im Sender ist so etwas wie ein Anker in der Realität. Hier treffe ich auch die meisten verhaltensauffälligen Menschen, die mich zu Psychothrillern inspirieren;)

Wie sieht Ihr Alltag als Autor aus?
Zum Glück gibt es keinen Alltag für mich. Sobald das Exposé geschrieben und meine Recherche beendet ist, nutze ich einfach jede freie Minute zum Schreiben. Allerdings gibt es ein Ritual: Vor jedem größeren Abschnitt setze ich mich meistens ins Auto und fahre (mit Molly) irgendwo Richtung Potsdam an einen See und denke das Kapitel von A-Z nochmals genau durch. (Manchmal bin ich so in Gedanken versunken, dass ich nur im Kreis fahre und die Hündin dabei vergesse.)

Wie kommen Sie auf die Ideen für Ihre Romane?
Ich nehme sie aus dem Alltag. Ein Beispiel:
Die Idee zur Therapie kam mir tatsächlich während ich in einem völlig überfüllten Wartezimmer eines Arztes darauf wartete, dass meine Freundin endlich wieder aus der Behandlung kommt. Als das nach einer halben Stunde immer noch nicht der Fall war, begann mein Thriller-Hirn zu grübeln: Was wäre, wenn dir jetzt alle sagen würden, sie wäre gar nicht hineingegangen? Wenn Sprechstundenhilfe und Arzt behaupteten, heute hätten sie meine Freundin noch nicht gesehen? Wenn auch die die anderen wartenden Patienten mit dem Kopf schütteln würden? Welchen logischen Grund könnte es dafür geben, dass sie fortan nie wieder auftaucht? Nachdem ich diese Kernfrage gefunden und für spannend befunden hatte, habe ich etwa ein Jahr lang nachgedacht. Danach hatte ich ein Expose` mit einer (wie ich finde) schlüssigen Story zusammen. Erst dann fing ich an, zu schreiben.

Wenn ich richtig informiert bin, wurde gleich Ihr erster Roman, „Die Therapie“, in ca. 20 Sprachen übersetzt. Was war das für ein Gefühl, als die Anfragen aus den anderen Ländern, bezüglich der Rechte kamen?
Das war ein ebenso unwirkliches Gefühl, wie der Moment, als ich zum ersten Mal jemanden in der U-Bahn mit meinem Buch in der Hand sitzen sah. Man weiß nicht, ob man sich freuen darf, oder ob das ein Traum ist, aus dem man in der nächsten Sekunde erwacht.

Gibt es eine Romanfigur aus Ihren Büchern, die Ihnen am meisten ans Herz gewachsen ist, von der Sie vielleicht auch sagen könnten:“ Hey, so könnte ich auch sein, so könnte ich auch in der einen oder anderen Situation reagieren und handeln“?
Die Figuren, die mich besonders ans Herz gewachsen sind, erkennt man daran, dass sie in meinen anderen Thrillern wieder auftauchen. Und da mein Unterbewusstsein immer mein unkontrollierbarer Co-Autor ist, steckt in jeder meiner Figuren auch ein Stückchen Fitzek. In den Guten wie in den Bösen.

Am Ende in „Der Therapie“ haben Sie Ihre E-Mail Adresse angegeben, haben Sie es jemals bereut das getan zu haben, denn Sie sind ja jemand, der wirklich auf jede eigegangene Mail antwortet. Über was für eine Größenordnung an zu beantwortenden Mails reden wir?
Mittlerweile sind es mehrere tausend Mails im Jahr und ich freue mich über jede einzelne. Es dauert zwar von Buch zu Buch länger, sie zu beantworten (und meine Antworten werden auch immer kürzer), aber das Feedback der Leser gibt mir so viel Kraft und Inspiration, dass ich nur jedem Autor raten kann: Verkriech dich nicht im stillen Kämmerlein, such den Kontakt zu deinen Lesern! Erst heute bekam ich eine Mail von einer Frau, die unter schweren Krebsschmerzen leidet und mit meinen Büchern die Welt um sich herum für eine Weile vergisst. Ich hätte nie gedacht, dass ein simpler Thriller eine so große Wirkung haben kann. Dieses Lob hätte ich ohne die Veröffentlichung meiner Mailadresse nie erhalten.

Sie haben extrem viele Rezensionen zu allen Ihren Romanen - zum Beispiel auf Amazon - bekommen. Viel mehr als alle anderen Autoren, ganz gleich aus welchem Land sie stammen. Wie erklären Sie sich das?
Zum einen weil Sie ein deutscher Schriftsteller sind, Ihre Geschichten in Deutschland spielen, oder weil Ihre Geschichten so extrem spannend und packend sind? Was denken Sie?
Ganz ehrlich: ich weiß es nicht. Ich bin selbst erstaunt, dass meine Bücher ganz offenbar irgendetwas an sich haben, dass die Leser sie nach dem Lesen nicht einfach ins Regal stellen, sondern sich darüber austauschen wollen. Und dass hierbei bislang die positiven Rezensionen überwiegen freut mich natürlich umso mehr..

Wie lange arbeiten Sie ungefähr an einem Buch?
An einem Buch arbeite ich ungefähr ein Jahr. Dass ich 2008 einmal zwei Bücher veröffentlich konnte lag daran, dass ich vor meiner Erstveröffentlichung im Jahre 2006 einige Ideen auf Halde hatte. Als ich dann erfolgreich wurde konnte ich in den ersten Jahren noch aus dem Vollen schöpfen, doch diese Zeiten sind jetzt vorbei.

Schreiben Sie nach Konzept oder eher einfach „drauf los“ ?
Ich fertige immer ein 10-15 seitiges Exposé an, an das ich mich beim Schreiben aber nicht immer so genau halte ;)

Wie gehen Sie vor nachdem du eine Idee zu einer Geschichte hast? Schreiben Sie chronologisch oder kommt es vor, dass Sie das Ende vor dem Anfang schreiben?
Ich schreibe nicht von A bis Z sondern in sich immer weiter ausdehnenden Kreisen.
Das heißt, ich springe manchmal von Kapitel Drei zu Kapitel Eins zurück, um hier etwas zu überarbeiten, dann erst geht es mit Kapitel vier weiter. Eben gerade ist mir auf S. 161 ein guter Prolog eingefallen, also bin ich wieder zurück gesprungen.
Das Ende aber schreibe ich immer zum Schluss.

Kennen Sie das Ende ihrer Geschichte bereits, wenn Sie beginnen diese zu schreiben oder entwickeln sich die Ideen dazu erst während des Schreibprozesses? Ist es schon vorgekommen, dass Sie ihre Geschichte zum Schluss hin erheblich geändert haben?
Ja und Ja. Ich meine das Ende zu kennen, aber die Figuren entwickeln beim Schreiben ein Eigenleben und das kann ich dann nicht mehr kontrollieren, was auch Auswirkungen auf das Ende haben kann.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Geschichten, z.B. bei der um den zehnjährigen Simon Sachs in „Das Kind“, der behauptet, bereits gelebt zu haben und ein Mörder gewesen zu sein?
Die Idee ergab sich aus einem Streit mit meiner besten Freundin.
Sie sagte nämlich, dass sie sich bei einem Frankreich-Urlaub mit ihren Eltern beim Besuch eines Marktplatzes daran erinnert habe, dort schon einmal gewesen zu sein. Damals war sie sieben Jahre alt und der Marktplatz war der, auf dem Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war. Ich sagte: „Na klar, ist doch komisch. Weshalb sind alle Leute, die sich an ihr früheres Leben erinnern können eigentlich immer so verdammt wichtig gewesen? Und wieso sagt eigentlich kaum einmal jemand etwas Negatives über sich. Wie zum Beispiel: Ich war ein Serienmörder…“ Und damit war die Grundidee geboren.

Wie entwickeln Sie die Charaktere eines Romans?
Ich lege vor dem Schreiben in knappen Stichpunkten die wesentlichen Merkmale meiner Figuren fest. Und dann sehe ich zu, wie sie beim Schreiben ein Eigenleben entwickeln und mich immer wieder selbst überraschen.


Haben Sie auch mal Schreibblockaden? Wenn ja, wie gehst du damit um? Wie schon gesagt, ich wechsele zu einem Kapitel, auf das ich mich schon vor Beginn des Romans gefreut habe. Manchmal schreibe ich auch einfach nur weiter. Schreibblockaden sind wie ein Krampf in der Wade. Man bekommt sie am besten mit Gegendruck weg.

Zum Schluss noch eine Frage, die man einem Psycho-Thriller-Autoren einfach stellen muss: Wie schaffen Sie es, sich derart brutale und abscheuliche Tötungsmethoden auszudenken? Bekommen Sie da nicht manchmal Angst vor sich selbst? Nein, Angst habe ich eher vor den Lesern, die mir ja sogar noch Geld dafür geben, dass ich sie ängstigen darf;)


Vielen Dank an Sebastian Fitzek!
 

6 Kommentare:

  1. Ganz tolle Antwort von Herr Fitzek auf die letzte Frage! Das habe ich mich nämlich schon OFT gefragt ;P Vielen lieben Dank für das Interview! Echt interssant und freu mich schon sehr auf das neue Buch im nächsten Monat.

    Liebe Grüße,
    Tina

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    1. Ja, die letzte Frage finde ich auch wirklich super! Aber er ist total der Typ dafür solche Antworten auf solche Fragen zu geben, ich mag ihn total.

      Das Buch? Waaah, auf das warte ich schon seit Monaten :D Hehe..

      Danke für deinen Kommentar!

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  2. So ein symphatischer Autor! Unglaublich ♥ Schönes Interview!

    Ganz liebe Grüße, Vivi

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    1. Ja, ich finde auch!
      Ich war bei einer Wohnzimmerlesung von der Noah-Lesung und das war unglaublich. Wie nah er an den Lesern und seinen Fans ist und wie unglaublich natürlich dieser Mensch ist...Toll!

      Danke! <3

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  3. Ein wunderschönes Interview! Ich habe bisher noch keins seiner Bücher gelesen, weil ich nicht gerne Thriller lese, aber er ist wirklich sehr sympathisch und offen, kein Wunder, dass seine Fans ihn so sehr lieben. Die Antwort auf die letzte Frage ist klasse. :D

    Danke für das tolle Interview :)

    Ganz liebe Grüße <3
    Kim

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  4. Wenn ich nicht so ein Angsthase wäre, dann würde ich seine Bücher lesen. Er wirkt echt sympathisch. Total tolles Interview.

    Außerdem habe ich dich nominiert ;)
    http://denises-lesewelt.blogspot.de/2014/09/award-liebster-award-discover-new-blogs.html

    LG

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